Wandern auf den Brocken am Tag kann jeder, oder aber...
... der anstrengendste Sonnenuntergang meines Lebens...
Das "lange" 3. Oktoberwochenende habe ich genutzt, um eine weitere Fotosafari durch Deutschland zu machen. Diesmal ging es in den Nationalpark Harz, dem nördlichsten Mittelgebirge Deutschlands.
Am Sonntag war ab Mittag schönes sonniges Wetter vorausgesagt, somit habe ich meinen ursprünglichen Plan, den Sonnenaufgang auf dem Brocken zu fotografieren umgeändert und stattdessen mich auf den Sonnenuntergang fokussiert.
Nachdem ich am Vormittag bereits zum Luchsgehege, der Rabenklippe, sowie zur Eckertalsperre gewandert bin, ging es am späten Nachmittag gegen 16.15 Uhr auf zum Brocken, dem höchsten Berg des Harzes.
( Die Eckertalsperre mit Blick auf den Brocken. Während der deutschen Teilung verlief genau durch den Staussee und die Staumauer die innerdeutsche Grenze. Hier war es unmöglich damals wandern zu gehen - alles Sperrgebiet. Heute kann man auf der Staumauer ganz bequem von West nach Ost wechseln, nur noch ein paar Grenzpfähle markieren die traurige Vergangenheit. )
Vom Parkplatz Ehrenfriedhof Oderbrück machte ich mich mitsamt meiner ca. 10kg schweren Fotoausrüstung los um die Spitze des Brocken zu erreichen. Dabei sass mir nicht nur die untergehende Sonne, sondern auch die Zeit im Nacken! Sonnenuntergang ist um 18.55 Uhr und der Weg hatte eine länge von 7km mit ca. 300 Höhenmeter.
Während meines Aufsteiges, bemerkte ich schnell, das ich der einzigste war, der hoch lief, alle anderen kamen mir Bergab entgegen ;-)
Mein Weg führte mich vom Parkplatz Ehrenfriedhof zum Dreieckigen Pfahl - einem Kreuzungspunkt direkt hinter der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Ab hier ging es zum Teil auf ehemaligen Patroullienwegen des DDR Grenzschutzes weiter Richtung Goethebahnof - einem Kreuzungspunkt der Harzer Schmalspurbahn. Hier begann der Aufstieg dann auch recht steil zu werden.
Vom Dreieckigen Pfahl konnte ich den Hang hinauf sehen, das gerade zwei Harzer Schmalspurbahnen am Goethebahnhof hielten. Um dies im Foto festzuhalten, begann ich das steilste Stück des ganzen Aufstieges wie ein Getriebener hinauf zu laufen - Oben dann endlich angekommen, war ich total ausser Atem, konnte aber noch ein paar Bilder von der Eisenbahn machen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es dann aber zügig weiter den Brocken hinauf, bis ich nach einer Kurve zum ersten Mal die Kuppe des Brocken erblickte. Doch noch war ich nicht oben, entlang der Eisebahnlinie ging noch einige Kilometer weiter den Berg hinauf und ich musste mich beeilen, die Zeit bis zum Sonnenuntergang verging schnell!
Unterhalb der Bergkuppe führte mich mein Weg wieder auf eine breite geteerte Straße. Ich kam an Gedenktafeln und Steinen vorbei, die an die Öffnung des Brocken Sperrgebietes erinnern.
Nachdem ich davon ein paar Aufnahmen gemacht hatte, konnte ich im Licht der untergehenden Sonne noch den letztes Zug des Tages fotografieren, bevor dieser dann ins Tal hinunter fuhr.
Nachdem die Fotos der Eisenbahn im Kasten waren, ging es die grosse baumlose Bergkuppe weiter hinauf.
Hier oben auf dem Brocken herrscht aufgrund der sehr exponierten Lage des Berges im sonst flachen Norden Deutschlands, ein Klima, wie in Island. Die Baumgrenze liegt hier schon bei rund 1000m. Und dieses raue Klima bekam ich dann auch recht schnell zu spüren. Obwohl es ein wunderschöner sonniger Tag war und für Brockenverhältnisse echt super Wetter (der Brocken hält den Nebelrekord in Deutschland), wurde es mit der untergehenden Sonne schnell kühl und auch windig.
Weiter ging es über die Bergkuppe auf die Westseite, ich schaute weit ins Land und da war es plötzlich, ein dickes Wolkenband direkt über dem Horizont und vermieste mir den perfekten Sonnenuntergang.
Trotzdem machte ich das Beste daraus, zog mir wärmere Sachen über, suchte das richtige Motiv, kämpfte gegen aufkommende Windböhen, frierende Hände und beschlagende Objektive und Filter und machte Foto um Foto.
Dann war die Sonne weg, sowie der letze Zug und auch Besucher waren keine mehr da.
Nur ich.... auf 1140m Höhe...,die aufkommende Dunkelheit und der zunehmende Mond...
Nun begann der Abstieg, den ganzen Weg wieder zurück, durch den tiefen wilden Nadelwald des Harzes und die dunkle Nacht. Doch bevor ich die Spitze verliess, ging mein Blick noch auf Wernigerode und sein Schloss. Bei absolut klarer Luft und perfekter Weitsicht (was auf dem Brocken sehr selten ist) zückte ich nochmal meine Kamera, wechselte auf mein 500mm Teleobjektiv und machte eine einmalige Nachtaufnahme von Wernigerode und Schloss von Brocken aus.
Natürlich hatte ich genug Taschenlampen dabei und bergab ging es einfacher als bergauf ;-)
Als ich so allein durch die Wildnis lief, bemerkte ich schnell, das ich nicht ganz allein hier draussen war. Links und rechts von mir röhrten die Rothirsche ganz laut in die Nacht (es ist Brunftzeit) und auf einmal erklang ein lautes Heulen, ich dachte ich habe mich verhört, als aber auf das eine Heulen, mit weiteren vielen Heulen geantwortet wurde, war mir klar es sind Wölfe...
Auf ca. dem halben Weg kam mir ein Auto auf einem ehemaligen Grenzweg entgegen, es war ein Park Ranger, er fragte mich, ob es mein Plan sei, hier Nachts allein herumzulaufen, oder ob ich mich verlaufen hätte, ich dankte ihm für die Nachfrage, und sagte ihm, das alles gut geplant und in Ordnung sei und ich mich nicht verlaufen hätte. :-)
Ich genoss diese 2 Stunden des nächtlichen Abstieges unter sternenklarem Himmel!
Es war zwar super anstrengend, es gab auch nicht den perfekten Sonnenuntergang und doch war ich glücklich und auch ein wenig stolz auf mich, das ich dieses Foto-Abenteuer nicht nur geträumt, sondern erfolgreich in die Tat umgesetzt habe.
Zum Abschluss dieses tollen Tages hielt ich noch in Torfhaus, gleich neben dem Ehrenfriedhof an, um von dort eine tolle Nachtaufnahme über den Harz auf den Brocken zu machen.
In diesem Sinne..
Euer Manuel